SCHILDER-CHARME REFURBISHED: WIE ICH MEIN LIEBLINGS-SCHILD VOR "TOD DURCH VERGILBUNG" BEWAHRTE


SCHILDER-CHARME REFURBISHED: WIE ICH MEIN LIEBLINGS-SCHILD VOR "TOD DURCH VERGILBUNG" BEWAHRTE


So sah das Schild nach 2 Jahren Außendienst aus (hier schon leicht angeschliffen).
So sah das Schild nach 2 Jahren Außendienst aus (hier schon leicht angeschliffen).

Was alle DIYler wissen: der Gedanke "Ach, das mach' ich mal an ein, zwei Wochenenden (oder wahlweise: in ein paar Stunden) fertig." ist ein stets frommer, aber ebenso stets unrealistischer Wunsch. Wunsch, Vater und Gedanke in einem quasi. Die Dreieinigkeit der Verschätzung. Klappt nie.

 

Im Zuge des HEINERMADE "Return to Werkstatt 2022"-Programms sollte auch das Werkstattschild wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden. Leider hat es in den 2 Jahren Outdoor-Aufenthalt sehr gelitten - was eventuell auch daran gelegen habe könnte, dass es (wie ich retrospektiv feststellen durfte), direkt unter dem Knick in der Dachrinne hing, an dem es immer runtertropft. Wenn es denn mal regnet.

 

Jedenfalls hatte sich in der langen Zeit leider der Gilb des Gehölzes ziemlich bemächtigt - trotz Zweifach-Klarlackierung. Die verwendete Tischlerplatte hat wohl einfach zu feine Rillen auf der Oberfläche. Man hätte es mit viel Phantasie vielleicht auch als "organische Marmorierung" durchgehen lassen können (Land Art und so - es lässt sich ja aus allem irgendwie Kunst machen), aber es sah halt einfach echt nicht schön aus. Die Frage war: Wie lässt sich die gelaserte ehemalige Schönheit retten? Die Struktur der leicht vertieften ausgebrannten Bereiche wollte ich gerne wenn möglich erhalten, um die Holz/Brenn-Optik zu bewahren. Nach einem ersten Anschleifen zeigte sich: da muss der ganze Lack ab und dann komplett neu gestrichen werden. Und diesmal alle Poren bis oben hin zukleistern. Was sich so einfach anhört, wuchs sich dann doch zu einem rund 2-monatigen Projekt aus (natürlich mit nur-ab-und-zu-dran-arbeiten-können).

Das gesamte Schild wurde mit der Schleifmaschine von der Lackierung befreit. Manche Bereiche der Laserung verblassten durch das Schleifen zwangsläufig. Dann habe ich das gute Stück zweimal mit cremeweißer Lackfarbe gestrichen und versucht, die Laserung so gut es geht auszusparen (ging natürlich nur so semi-gut, especially beim QR-Code). Irgendwann war das dann alles getrocknet und ich konnte mich irrsinnig darauf freuen, die Konturen aller gelaserten Bereiche mit braunem Buntstift bzw. mit Bleistift nachzufahren/wiederherzustellen (mit Schablone oder Abpausen wäre ich nicht weit gekommen, das habe ich schnell wieder verworfen. Außerdem hätte ich eine Schablone ja auch erstmal ausschneiden müssen...). So ging es voran. Buchstabe für Buchstabe. Linie für Linie. Und, ja, mit viel Geodreieck- und. Lineal-Einsatz und sogar Zirkelzauber (ich konnte mal wieder googeln, wie man eigentlich einen Kreismittelpunkt bestimmt - mit zwei parallelen Sehnen, jawoll!). Und danach nochmal mit braunem Lack-Edding nachfahren. Zweimal. Einmal mit einem dünnen und einmal mit einem dicken. Denn es wurde offensichtlich, dass sich die feinen Strukturen nicht mit einem Pinsel und braunem Lack hübsch anmalen lassen würden. Auch nicht mit einem sehr, sehr, sehr dünnen Pinsel. Und dann natürlich nochmal hie und da kleinere Ausbesserungen an Stellen, wo der Lack nicht hingepinselt wurde und dann nochmal mit den Eddings nachfahren und nochmal wieder bisschen Edding-Lack mit dem Skalpell wegnehmen, weil der natürlich auch immer bisschen dicker ins Weiße reinmalt als er soll, und....

Ab und an auftauchende, flüchtige Gedanken daran, dass ich mir innerhalb von max. 30 min ein wetterfestes Werbedisplay für vermutlich deutlich weniger Geld als ich für Lack und Eddings ausgegeben habe, hätte bestellen können, wischte ich fluchs beiseite *husch, husch*.

 

Es war zäh. Es war nicht schön. Aber, jetzt ist es schön geworden, finde ich. Die Frage, ob man sich diese Arbeit machen sollte, kann nur jeder und jede für sich selbst beantworten. Meine Antwort ist: nö, aber wenn man schon mal angefangen hat...Und wenn es am Ende dann hübsch aussieht, ist es ja auch gut. Und ich wollte das Schild einfach nicht aufgeben, sondern restaurieren. Es wäre mir zu schade drum gewesen. Ein Werbedisplay hätte ich mir am Ende immer noch bestellen können, wenn alles schiefgelaufen wäre oder die Nerven gänzlich versagt hätten. Außerdem war ich viel an der frischen Luft, konnte ein bisschen Vitamin-D produzieren...auch nicht schlecht.

So prangt jetzt wieder das HEINERMADE-Emblem an der Werkstatt - diesmal wohlweislich etwas versetzt, um dem Dachrinnen-Siff zu entgehen. Mal schauen, wie lange es hält. Das nächste Update werde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr selber malern, sondern dann wirklich drucken lassen für den Außengebrauch. Lesson learned: Tischlerplatten eignen sich nicht wirklich für den Außenbereich. So schön sie auch aussehen und so stabil sie auch sein mögen. Allerhöchstens mit 1000 kg Lack. Aber, wenn man's eh zuschmiert, braucht man auch keine Tischlerplatte. Dann kann man auch Siebdruckplattenreste oder Ähnliches nehmen, das günstiger ist.

 

Den QR-Code habe ich übrigens noch mit einem aufgebabbten QR-Code-Kleber refurbished. Das lässt sich dann von Hand halt wirklich nicht so nachzeichnen, dass irgendein QR-Scanner das raffen würde. Aber, so passt's.

 

 

Welche Sisyphos-Arbeiten habt ihr schon so hinter euch gebracht? Werkelsachen, die sich beim Machen als Faß ohne Boden, Büchse der Pandora oder Frankenstein herausgestellt haben? Teilt es gerne in den Kommentaren.


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