52 HARD DAYS' NIGHTS: DIE RENOVIERUNG DER HEINERMADE-WERKSTATT. VON BÖDEN, BRETTERN & ZIEMLICH VIEL ARBEIT.


52 HARD DAYS' NIGHTS: DIE RENOVIERUNG DER HEINERMADE-WERKSTATT. VON BÖDEN, BRETTERN & ZIEMLICH VIEL ARBEIT.


Eines meiner bisher größten und langwierigsten Handwerks-Projekte: die Renovierung des Dielenbodens in meiner Werkstatt. Konkret: einen ca. 15 qm großen Raum zentimeter- und dielenweise mit dem Metallspachtel von uraltem festgetretenem Teppich-Leim zu befreien und neu zu lackieren. So etwas macht man eigentlich nur aus 3 Gründen: 1. Weil man echt total gerne einen schönen Dielenboden hätte und es sonst keiner macht, 2. Weil man eh schon damit angefangen hat und einmal losgeschrubbelt gibt es eben kein Zurück mehr (wer will schon einen zugekleisterten Boden mit nur teilweise freigeschabten Stellen haben?) 3. Wenn gerade Corona ist und eine langwierige handwerkliche Tätigkeit genau die richtige Beschäftigung zum Ablenken, Abreagieren und Entspannen ist. Alle 3 Faktoren kamen 2020 zusammen - günstige Ausgangsbedingungen also. Dass ich am Ende ganze 3,5 Monate damit verbringen werde (Handschaben ist nur in kürzeren Intervallen und nur alle 2 Tage machbar, wenn man nicht dauerhaft Gelenkschmerzen davontragen will), hätte ich zu Beginn nicht unbedingt gedacht (gut, dass man das am Anfang immer nicht weiß). Während der Renovierung hatte ich dann aber manchmal sogar befürchtet, dass es noch länger dauern könnte. Eine zähe Geschichte also - aber erfolgreich. Und wie das immer so ist: am Ende sieht's einfach schön aus :) Mein Vorgehen und meine Erfahrungen auf dem Weg dorthin teile ich hier mit euch - inklusive Planungstipps und Hinweisen für alle, die auch einen Dielenboden renovieren möchten.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS

 

Dieser Bericht ist eine Zusammenfassung meines eigenen DIY-Projektes. Ich teile hier meine Erfahrungen und Ideen und gebe Empfehlungen, die ich aufgrund dieser Erfahrungen für sinnvoll halte. Die Informationen können als Anregung für eigene Projekte dienen - sie sind keine 1:1-(Bau-)Anleitung und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit. Ich übernehme daher keinerlei Gewähr oder Haftung für DIY-Projekte anderer. Wenn ihr meine DIY- Projekte nachbaut, freue ich mich über eine entsprechende Nennung/Verlinkung.

HOW TO RENOVATE A DIELENBODEN

 

Dass unter der (vermutlich durch literweisen Mehrfachauftrag entstandenen und über Jahr(zehnt)e zusammengebackenen) dicken, grauen Teppich-Kleber-Schicht ein wahres Schmuckstück an Holzboden schlummert, konnte ich recht früh erahnen. Jedoch: wie hervorholen? Bereits im Jahr zuvor hatte ich mich über verschiedene Möglichkeiten und Kosten informiert: zum einen bei einem Parkett- und Holzboden-Fachbetrieb für eine professionelle Rundumaufarbeitung, zum anderen im Baumarkt über die Möglichkeiten, Schleifgeräte und weitere Austrüstung selbst zu mieten. Für alle, die ein ähnliches Projekt planen, hier ein paar Hinweise und Dinge, die es zu berücksichtigen gilt:

 

Die professionelle Aufarbeitung eines Holzbodens durch einen Fachbetrieb macht eigentlich nur Sinn, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

 

1. Der Boden ist eben und es stehen keine Nägel hervor bzw. die Nägel können einfach versenkt werden

Grund: Es kommen Schleifmaschinen zur Anwendung, die eine ebene Bodenfläche benötigen, um gleichmäßig abtragen zu können. Hervorstehende Nägel können die Schleifflächen verschleißen oder sogar beschädigen. Außerdem muss die Maschine ohne Hindernisse im Raum bewegt werden können.

 

2. Der Raum muss vollständig leergeräumt werden können

Grund: Das mehrmalige Abschleifen mit verschiedener Körnung, (sowie ggf. das anschließende Lackieren) setzt zwingend voraus, dass der Raum längere Zeit leerstehen kann. Es muss also alles raus, bevor es losgehen kann. Und es muss alles längere Zeit (mehrere Tage) draußen bleiben können.

 

3. Es dürfen keine Klebereste auf den Dielen vorhanden sein

Grund: Klebereste verschmieren die Schleiffläche der Maschine. Es ist unter diesen Bedingungen quasi nicht möglich, mit einer Schleifmaschine zu arbeiten. Da bliebe dann nur noch das regelrechte Abfräsen der oberen Holzschicht inkl. Kleber und Dielenlack bist auf das blanke Holz und danach dann nochmal schleifen und lackieren - ein immenser Aufwand und für einen Werkstattraum lohnt das nicht.

 

4. Das Budget ist vorhanden

Nach meinen Informationen schlägt die fachmännische Aufarbeitung bei einer Raumgröße von ca. 15 qm mit um die 500€ zu Buche. Das wird bei jedem Fachbetrieb etwas anders sein - hier muss man sich einfach erkundigen und mehrere Angebote einholen. Es gilt: je größer der Raum, desto günstiger werden die Kosten pro Quadratmeter - ein größerer Raum kostet in der Bearbeitung im Verhältnis nicht sehr viel mehr als ein kleiner Raum, da der eigentliche Kostenfaktor hier die Zeit für den Hin- und Abtransport der Maschinen und der ganzen Werkzeuge und den Aufbau der Geräte ist. Dieser Aufwand bleibt gleich - egal ob großer oder kleiner Raum.

 

Natürlich können die Kosten stark variieren - je nachdem, ob man z.B. auch das Auffüllen der Fugen zwischen den Dielen einplant oder andere zusätzliche Bearbeitungsschritte notwendig werden.

 

In meinem Fall handelte es sich um einen Raum mit weitestgehend unebenem Boden, teilweise hervorstehenden Nägeln (die ich aber gut selbst einklopfen konnte), bedeckt mit einer dicken Kleberschicht, den ich nicht leerräumen konnte und für dessen Renovierung nur ein Minimalbudget in Frage kam :)

 

Es war klar: das muss ich dann wohl selbst und von Hand machen (große Freude). Aber, hier ging es ja nicht um den Hochglanz-Parkettboden in einer Stil-Altbau-Wohnung, sondern um einen Werkstattraum, den ich mit möglichst geringen Kosten möglichst werkstatt-schön und besucherfreundlich herrichten wollte. Das sollte zu schaffen sein.

 

Ich hatte ich mich auch zuvor noch beim Baumarkt-Leihservice nach Schleifgeräten und Zubehör erkundigt:

Die Kosteneinsparung beim Mieten der Geräte ist natürlich deutlich im Vergleich zur professionellen Bearbeitung - allerdings werden die Maschinen immer nur über einen festgelegten Zeitraum verliehen (z.B. übers Wochenende), was einen gewissen Zeitdruck mit sich bringt. Zudem sind die Dinger einfach unglaublich schwer (kleinere Geräte: ca 40-45 kg, größere ca. 60 kg). Ohne Hilfe hätte ich weder die Maschine ins Auto, noch aus dem Auto in den Raum, noch vom Raum wieder ins Auto gehievt bekommen und vermutlich auch nicht so ohne weiteres im Raum bewegen können. Bei der Größe meines Autos wäre zudem, wenn überhaupt, auch nur das kleinere Gerät in Frage gekommen. Außerdem wäre ich vermutlich sehr ins Schwitzen gekommen, da ich in der begrenzten Mietzeit alles hätte alleine bewerkstelligen müssen. Und ausräumen konnte ich den Raum ja nicht - das wäre also innerhalb einer Leihfrist niemals zu schaffen gewesen. Leihen lohnt sich in diesem Fall (sofern die anderen o.g. Voraussetzungen fürs maschinelle Bearbeiten gegeben sind) für Menschen, die 1-2 helfende Hände und ein größeres Auto im Umfeld haben, die auch während des Schleifens verfügbar sind und beim Rücktransport unterstützen können.

 

Durch die Punkte "kein Kleber auf den Dielen", "unebener Boden" und "Raum-Nicht-Leerräumen-können" kam das maschinelle Bearbeiten ohnehin nicht in Frage und es blieb nur eine Lösung: Der Kleber muss weg.

DER KLEBER MUSS WEG

 

Nur, wie? Der Tipp vom Werkstattnachbarn: mit Wasser. An einer kleinen Stelle haben wir getestet und es ging tatsächlich (hängt natürlich von der Art des Klebers ab - dieser war offensichtlich wasserlöslich). Nach etwas Einwirkzeit ließ er sich mit einem Metallspachtel Stückchen für Stückchen abschrubben. Auf diese Weise hatte ich 2019 eine erste "Gedächtnisplanke" freigelegt. Und vorerst blieb es auch die letzte. Ich hatte um die 4 Stunden für diese einzelne Diele benötigt und das lange Im-Schneidersitz-auf-dem-Boden-sitzen-und-von-Hand-schaben erschien mir doch sehr mühselig (da hatte ich aber auch noch nicht die Übung und den Dreh raus und statt Seifenlauge Wasser verwendet). Wären nicht 2020 die o.g. günstigen Faktoren zusammengekommen, ich hätte es wahrscheinlich dabei belassen. Es kam aber anders und so habe ich mich in diesem Frühjahr der Sache noch einmal angenommen. Die Internetrecherche ergab, dass Teppichkleber mit Seifenlauge gut zu entfernen sei. Nach und nach bin ich bei lauwarmer Lauge mit Kernseife gelandet. Nachträglich habe ich gelesen, dass es auch mit Speiseöl gut gehen soll - ich schätze aber, das ist nur gut anwendbar, wenn man einzelne Klebereste hat und nicht eine komplette Kleberschicht. Feel free to try out. Speiseöl würde ich vermutlich nur anwenden, wenn das Holz lackiert ist und keine offenen Poren hat.

 

Mein Ziel: die Kleberschicht entfernen, aber die Lackschicht der darunterliegenden Dielen möglichst erhalten. Ein Abschleifen der Lackschicht bis aufs blanke Holz und entsprechende Nachbehandlung wäre viel zu aufwändig und nicht notwendig für den Werkstattraum. Es sollte ein werkstatttauglicher Boden entstehen, der - wo nötig – ausgebessert wird, bei dem jedoch die Bearbeitungsspuren ruhig sichtbar bleiben dürfen.

 

Die wichtigste Erkenntnis vorab: wenn möglich, Teppichkleber direkt entfernen und nicht erst nach 1,5 Jahren, in denen er sich durch das Begehen des Bodens richtig schön fest in die Dielen und den Dielenlack hineinschnuckeln kann. Es gab Stellen, an denen bin ich fast verzweifelt - da halfen dann nur noch Nagellackentferner und Stahlwolle. Wobei es in meinem Fall vielleicht gar keinen so großen Unterschied gemacht hat - der Kleber war vermutlich schon viele, viele Jahre zuvor aufgetragen worden und in dieser Zeit sind vermutlich viele, viele, viele Füße darauf herumgelatscht... ☺︎

Die meisten der verwendeten Materialien und Werkzeuge. Ebenso unerlässlich: Staubsauger für Krümel und Schleifstaub sowie Schaumstoffkissen für die Knie/den Po.
Die meisten der verwendeten Materialien und Werkzeuge. Ebenso unerlässlich: Staubsauger für Krümel und Schleifstaub sowie Schaumstoffkissen für die Knie/den Po.

WERKZEUG, HILFSMITTEL & AUSRÜSTUNG

 

Zum Abschaben des Teppich-Klebers:

Lauwarme Seifenlauge (aus Seifenresten bzw. Kernseife) - die kleine abgebildete IKEA-Plastikbox hat sich zum Herstellen der Lauge  als sehr praktisch erwiesen, einen Schwamm bzw. Becher zum Auftragen der Lauge auf den Boden (der Becher war bei mir ein zweckentfremdeter Dampfwasser-Nachfüllbecher vom Bügeleisen. Mit dem Schwamm funtionierte es aber am besten und die Lösung ließ sich damit sehr gut dosieren und verteilen).  Kleiner (ca. 4 cm) und großer (6 cm) Metallspachtel (Malerspachtel). Nach jeweils ca. 1/3 der Fläche mussten diese ersetzt werden, weil sie stumpf geworden waren. Die Stahlwolle (Topfreiniger) eignete sich sehr gut, um am Schluss feinste Reste abzunehmen und für Rillen, in die man mit dem Spachtel nicht hineinkommt. Mit der Bürste ließen sich Krümel und Reste, besonders aus den Fugen, gut entfernen. Einmalhandschuhe schützen die Hände vor der Seifenlauge und allen anderen Agenzien (Holzkitt, Parkett-Pflege, Lack). Allerdings schwitzt man darunter sehr, so dass ich sie auch öfters ausgezogen habe.

 

Zum Versenken von Nägeln:

Fäustel und Metallspachtel: den Spachtel mit der Metallfläche auf den Boden drücken und dann mit dem Fäustel einebnen. So gibt es keine Schlag-/Druckstellen im Boden.

 

Zum Ausbessern:

Holzleim zum Verkleben von teilabgelösten Holzsplittern oder Rissen. Holzkitt aus der Tube zum Ausbessern von Vertiefungen und Löchern. Kann beides gut mit einem Plastikspachtel aufgetragen/abgezogen werden. Ich habe mich beim Holzkitt für einen Naturton entschieden, weil ich die Dielenfarbe nicht genau definieren konnte bzw. das blanke Holz ja entsprechend sowieso seinen Naturton hat. Zunächst hatte ich überlegt, die ausgebesserten Stellen anschließend mit farbigem Lack an die anderen Dielen anzugleichen. Für die paar Stellen lohnte es aber nicht, eine ganze Dose Lack zu kaufen und dann womöglich den Farbton nicht richtig zu treffen. Da der Boden ohnehin einige Macken und Gebrauchsspuren hat und durch die Bearbeitung überall hellere Stellen entstanden sind, an denen sich der Lack oder z.T. auch Holz abgelöst hatte, war das für mich ok. Der Boden soll seine Geschichte ruhig zeigen und so wird er umso mehr zum Werkstattboden.

 

Zum Pflegen:

Parkett-Pflege-Lösung mit Pflanzenwachs (gibt es im Baumarkt). Man kann sowas aber auch selbst herstellen, wenn man möchte.

 

Zum Schleifen:

Schleifklotz und Schleifpapier mit 80er/100er Körnung (oder, was man gerade da hat. Feiner ist eher ungünstig) zum Anschleifen der Oberfläche vor dem Streichen bzw. zum Glätten von Unebenheiten.

 

Zum Streichen:

Parkett-Lack klar und Pinsel. Der Lack, den ich verwendet habe, ist wasserbasiert und somit war die Pinselreinigung einfach und schnell erledigt.

 

Außerdem unbedingt notwendig:

Ein Staubsauger zum Entfernen von Krümeln und Schleifstaub vor dem Lackieren und ein Schaumstoffkissen zum Sitzen (man verbringt viel Zeit im Schneidersitz oder allen möglichen anderen Auf-dem-Boden-Sitz-Varianten und teilweise auch auf den Knien (beim Lackieren z. B.).

VORBEREITUNG, SCHLEIFEN & NACHBEHANDLUNG

 

Da die Lackschicht der Dielen nach dem Entfernen der Kleberschicht weitestgehend erhalten blieb, kam nur das erneute Lackieren in Frage. Alle anderen Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung bei Holzböden (Öl, Wachs, Hartwachsöl, Lasieren etc.) setzen voraus, dass bis auf die rohe Holzoberfläche abgeschliffen wird. Diese Alternativen ermöglichen es dem Holz dann zwar, zu atmen (Lack versiegelt das Holz einfach komplett mit einer undurchlässigen Schicht), aber es muss regelmäßig nachgepflegt werden (z.B. erneut geschliffen und geölt werden, man kennt das z.B. von Küchenarbeitsplatten). Dieser Aufwand ist für schicke Wohnungsböden vielleicht angebracht, aber nicht für eine Werkstatt, wo ständig etwas herunterfällt, evtl. Farbe auf dem Boden landet etc.

 

Was ich brauchte, war eine strapazierfähige, pflegeleichte Oberfläche. Daher habe ich mich für klaren Parkett-Lack entschieden. Konkret habe ich folgende Bearbeitungsschritte vorgenommen:

 

1. Einweichen der Kleberschicht mit lauwarmer Seifenlauge (mehrere Einweichdurchgänge, denn es geht nur schichtweise -

     Einweichen, Schaben, Einweichen, Schaben, usw.)

2. Mit dem Metallspachtel schichtweise den angelösten Kleber abtragen. Geht ganz gut, wenn man mit einer Hand den Spachtel

    hält/führt und mit der anderen von oben leichten Druck ausübt und die Feinjustierung übernimmt. So kann man gezielt Stellen 

    stärker oder weniger stark bearbeiten. Bei neuen Spachteln aufpassen, dass man nicht zu sehr über die Kante arbeitet, da diese

    noch recht scharf ist und man damit schnell ungewollt Scharten in die Holzoberfläche arbeiten kann, die durch die Lauge ja aufquillt.

    Es braucht Übung - mit der Zeit arbeitet man immer geschickter und zügiger.

3. Mit klarem Wasser nochmal über die bearbeitete Holzfläche wischen, um Seifenlauge und Krümel abzunehmen

4. Über Nacht trocknen lassen

5. Größere Vertiefungen im Holz (z.B. hatten sich beim Herausreißen des Teppichs vor meinem Einzug an manchen Stellen größere 

     Holzstücke aus den Dielen gelöst) mit Holzkitt auffüllen

6. 1 x mit Parkettpflege behandeln

    Grund: die malträtierte Holzoberfläche sollte wenigstens etwas Pflege abbekommen, bevor die Poren im Holz erneut mit Lack      

    zugekleistert werden

7. Abschleifen der gesamten Oberfläche und Einebnen der gespachtelten Bereiche (in Ermangelung einer Schleifmaschine erfolgte  

    dies mit dem Handschleifklotz/mit der Hand und Schleifpapier (80er/100er Körnung) – ging problemlos und man kommt mit den 

    Händen besser an/in Kanten/Vertiefungen (zumal es sich ja bei mir ohnehin einen recht unebenen Boden handelt). Die gekitteten

    Stellen ließen sich gut nassschleifen.

8. Alles mit dem Staubsauger absaugen

9. Erste Schicht klarer Parkettlack

10. Trocknen (mindestens über Nacht, Trockungszeit hängt vom Lack ab - meiner war nach 8h überarbeitbar und brauchte laut

    Beschreibung 8 Tage zum Durchtrocknen. Da ich ja streifenweise vom hinteren Bereich des Raumes nach vorne gearbeitet habe, 

    ging das , denn ich musste über den bereits lackierten Bereich nicht mehr drüberlaufen (nur Zeug draufstellen, um den nächsten

    Abschnitt frei zu haben :) Hier kam mir auch die Sommerzeit mit hohen Temperaturen entgegen).

11. Erneutes Anschleifen der Oberfläche

12. Alles mit dem Staubsauger absaugen

13. Zweite Lackschicht

14. Trocknenlassen

15. Fertig

KAFFEE, TEE, DIELE?

 

Als Naturwissenschaftlerin experimentiert man ja ganz gerne - auch beim Handwerken. Die künstlerische Ader tut ihr übriges. Ich glaube aber, handwerkelnde Menschen probieren grundsätzlich gerne aus. Es gab eine Stelle im Boden, an der sich beim Herausreißen des Teppichs ein größerer Holzsplitter abgelöst hatte. Seitdem war dort eine Mulde, die ich mit Holzkitt aufgefüllt hatte. Jetzt stach die Stelle zwischen den anderen lackierten Dielen optisch doch sehr hervor.  Ich wollte aber dafür nicht extra eine ganze Dose Lack kaufen und es wäre schwierig gewesen, den passenden Farbton zu treffen. Das Internet machte mir verschiedene Vorschläge von anderen Experimenteuren und -innen: man könne auf natürliche Weise Holz abdunkeln. Mit Schwarztee. Oder mit Kaffee. Das probieren wir aus! Gesagt, getan. Der Schwarztee über Nacht war nicht so erfolgreich. Der Kaffee schon eher. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich ihn draufließ - evtl. sogar 2-3 Tage (und immer wieder mit heißem Wasser "nachgefüttert". Das Ergebnis: man konnte eine leichte Abdunkelung erkennen. Die Stelle ist immer noch sehr hell, aber ein kleiner Effekt war zu sehen. So war der Übergang zu den restlichen Dielen nicht ganz so krass. Wenn man einen wirklich deutlichen Effekt haben möchte, muss man wohl mehr Zeit und Geduld mitbringen und immer wieder frisch Kaffee(pulver) auftragen. Für meine Zwecke war das Ergebnis ausreichend.

KLEINER EXKURS: WENN 80 CM "LEBENSRAUM" AUSREICHEN

 

Einen Raum zur Bodenrenovierung nicht ausräumen zu können ist: eher ungünstich. Mein Glück: es gab insgesamt genug Freifläche, so dass ich immer einen 80 cm breiten Streifen freihalten konnte, um diesen zu bearbeiten. Drumherum: alles aufeinandergestapelt und gestopft. Und dann regelmäßig im Viereck hin- und hergeschoben (das Fenster war eineinhalb Monate mit einem Regal zugestellt). Quasi, als würde man mit allen Umzugskisten in eine Wohnung einziehen und alle Möbel aufbauen – bevor man anfängt, zu renovieren. Es kann schon ganz schön nerven, wenn man erstmal das halbe Zimmer auf den Kopf stellen muss, um überhaupt weiterarbeiten zu können. Was hilft: radikale Akzeptanz (das hilft nicht nur in dieser Situation). Und: Geduld. Und: sich immer wieder vor Augen halten, wieviel man schon geschafft hat und wie schön das Endergebnis sein wird (Fotos von jedem geschafften Abschnitt zu machen und immer wieder anzuschauen hilft auch enorm!).

 

Wer auch so etwas plant: wenn möglich, vorher den Raum komplett leerräumen und generell vorher überlegen, in welcher Ecke man anfängt bzw., falls erforderlich: wo man was sinnvoll wie hinräumt. Beim Bearbeiten immer in der am weitesten von der Tür entfernten Ecke anfangen und dann bis zur Tür vorarbeiten. Fenster sollten zumindest zum Lüften auch während der Rumräum-Chaos-Phase noch zu öffnen sein.

RAUM-ZEIT

 

Wie lange dauert so etwas nun? Beim ersten Abschnitt habe ich mal ungefähr auf die Zeit geachtet, die ich benötigt habe, um 1 qm Fläche freizulegen, um eine grobe Vorstellung vom Zeitaufwand zu bekommen. Es waren zusammengerechnet 3 h (nur reine Schabezeit, ohne Lackieren). Dies auf 3 Tage verteilt. Zusätzlich sind noch die Zeit zur Herstellung der Seifenlauge, sowie Einweichzeit (mehrmals pro Teilabschnitt) und die Zeit fürs Säubern der Behälter und Werkzeuge mit einzuberechnen. Diese wiederum immer mit mind. 1 Tag Pause dazwischen, da einem sonst Finger, Hände, Arme und Schultern abfallen. Man kann grob sagen:

 

Pro Arbeitstag 3 h Zeitaufwand insgesamt fürs Schaben (davon 1-1,5 h reine „Schabezeit“).

Der Rest ist Vorbereitung/Einweichzeit/Reinigung + Pausen wegen der Gelenke.

Längeres Schaben geht nicht - man will ja noch ein paar Wochen durchhalten.

1 qm = ca. 3h Arbeitszeit (Schaben only).

 

Das Schleifen/Lackieren pro Arbeitstag ca. 2 h (aber dann für einen größeren Abschnitt).

 

Arbeiten nur alle 2-3 Tage möglich (wegen der Gelenke bzw. beim Lackieren wegen der Trocknungszeit).

 

Zeit füs Herumräumen.

 

Macht bei mir: 52 Arbeitstage à ca. 3 h über 3,5 Monate verteilt. Gesamtzeit: 156h.

 

Das sind alles Durchschnittswerte. Es gab Stellen, da ging es erfreulich zügig, weil sich der Kleber relativ leicht gelöst hat,

an anderen habe ich mich mit sehr zähem Fortkommen mühseligst abgearbeitet.

 

Ob es am Ende 10 h mehr oder weniger waren - wer weiß das schon (im Zweifelsfall eher mehr).

Darauf kommt es dann auch nicht mehr an.

☺︎

KOSTEN

 

Zusammengerechnet habe ich für Lack, Parkettpflege, Metallspachtel, Seife, Pinsel, Holzkitt und sonstiges Zubehör rund 85€ investiert. Die größte Investition war also mit Abstand die aufgewendete Lebenszeit + ein paar Nerven.

FAZIT

 

Im Nachhinein bin ich nicht nur sehr stolz auf die geschaffte Arbeit - ich kann es außerdem noch gar nicht richtig glauben, dass ich das wirklich durchgehalten habe. Aber: es ist einfach schön geworden. Und: es gab ja keine Alternative, als so lange weiterzumachen, bis es eben fertig ist. Ein Kurs in Selbstüberwindung quasi. Da half die bereits öfters zitierte "radikale Akzeptanz". Es war außerdem hilfreich, die Frage nach dem Warum (jemand überhaupt auf die Idee kommt, Teppich auf diese schönen Dielen zu kleben und das dann auch noch mit tonnenweise Teppichkleber statt mit Verlegeband) möglichst schnell ad acta zu legen (eventuell gab es damals noch kein Verlegeband. Ja, ich glaube, das ist die plausibelste Erklärung). Zur akustisch-visuellen Untermalung halfen Jamiroquai- und Queen-Alben (hier insbesondere das Frühwerk) sowie Youtube-Dokumentationen über Hollywood-Diven und alle möglichen anderen Themen. Fotografische Dokumentation, wiederholtes Betrachten der Bilder jedes noch so winzigen Fortschritts und deren Kommunizieren an Dritte waren essentiell, um die Motivation über Monate aufrechtzuerhalten. Mir hat es zudem geholfen, mir alle 2 Tage dafür einen Eintrag im Terminkalender zu machen - als festes Date mit meiner Werkstatt und meinem Metallspachtel. Oft genug hätte ich es mir stattdessen deutlich lieber mit einem Glas Wein auf der Couch gemütlich gemacht (an dieser Stelle meinen größten Respekt an alle Häuslebauer und Wohnungsrenovierer!). Aber, das habe ich mir dann dafür hinterher gegönnt, nach getaner Arbeit. Andere gehen halt abends 3 h zum Sport oder versumpfen vor dem Fernseher. Auch das Vorgehen in kleinen Teilabschnitten (nach den ersten paar Tagen hatte ich ja ein Gefühl dafür, wie viel in welcher Zeit ca. zu schaffen ist) mit dem Ziel "Heute möchte ich es bis hierhin schaffen." war pädagogisch äußerst wertvoll.

 

Als die Hälfte der Fläche geschafft war, habe ich bei mir eine deutliche Erhöhung des Durchhaltewillens festgestellt (wie überraschend - ich vermute hier den allseits bekannten "Bergfest-Effekt"). Die Werkstatt war in dieser ganzen Zeit nicht nutzbar und ist jetzt immer noch nicht ganz im werkelfähigen Modus (ja, es kamen nach dem Boden noch andere Aufhübschungen hinzu, die natürlich auch Zeit kosten. Aber: wenn nicht jetzt, wann dann?). Somit sollte das Ganze also schon innerhalb eines möglichst begrenzten Zeitraums über die Bühne gehen und nicht ewig dauern. Gefühlt war es ewig. Und ich möchte es so schnell nicht nochmal machen müssen (zumindest nicht für einen ganzen Raum), weil es eine sehr unbequeme Arbeitshaltung erfordert und die Gelenke belastet.

 

Es ist schön, dieses große Vorhaben geschafft zu haben und ich habe viel an handwerklicher Erfahrung hinzugewonnen. Bei solchen Arbeiten gilt außerdem wie immer: gut auf sich achten und ganz genau auf den Körper hören. Lieber länger pausieren, wenn sich Schmerzen einstellen oder die Konzentration flöten geht, sonst besteht erhöhte Verletzungsgefahr. Es ist am Ende nicht wichtig, ob es 2 oder 3 Tage oder auch ggf. Wochen länger dauert.

 

Letztlich hatte das Ganze ja vor allem einen Zweck: einen schönen, ansehnlichen Werkstattraum zu schaffen, in dem ich mich wohlfühle und der euch als Besucher/innen gefällt! Einen Raum, der auch als Werkstatt-Laden funktioniert und in dem ihr zu festen Öffnungszeiten bzw. nach Terminabsprache stöbern, shoppen und euch beraten lassen könnt. Das war die Mühe allemal wert. So bin ich nicht mehr an Veranstaltungen und Märkte gebunden (was zur Zeit ja alles mehr oder weniger wegfällt) und HEINERMADE ist trotzdem zugänglich für euch. Und jetzt viel schicker als zuvor *freu*. Sobald die letzten Arbeiten erledigt sind und die Türen für Besucher/-innen offenstehen, gebe ich es auf der Facebook-Seite bekannt. Angepeilt ist Dezember mit Öffnung an den Adventswochenenden. Ich hoffe sehr, dass das klappt und freu' mich schon auf euch!

 

 

Wie gefällt euch mein Dielenprojekt? Welche Erfahrungen habt ihr mit Böden, Dielen und Renovierungsglück? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar - ich freu' mich!


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