VON DER MAGNETWAND ZUR MAG NET-WAND UND ZURÜCK: MAGNETISCHE TAFELFARBE. EIN EXPERIMENT


VON DER MAGNETWAND ZUR MAG NET-WAND UND ZURÜCK: MAGNETISCHE TAFELFARBE. EIN EXPERIMENT


Tafelfolie - kennisch, Tafelfarbe - kennisch, Magnetwand - kennisch, magnetische Tafelfolie - kennisch. Seit einigen Jahren liebäugele ich allerdings immer mal wieder mit sogenannter "magnetischer Tafelfarbe". Es gab nur noch nie so richtig einen Anlass, das mal auszuprobieren. Gott sei Dank habe ich mir aber ja inzwischen eine Werkstatt zugelegt (juchei!) - mit viel Wand zum Wasdraufpinseln. Eine magnetische Tafelwand sollte es also werden. Nun gut. Wer sich auch mit dem Gedanken trägt, das mal zu machen: nur zu! Vorher ist aber immer gut, mal zu lesen, wie das denn bei anderen so war...zum Beispiel hier! Here comes the kleine aber feine Beitrag zu meiner magnetischen Tafelfarben-Experience...

HAFTUNGSAUSSCHLUSS

 

Dieser Bericht ist eine Zusammenfassung meines eigenen DIY-Projektes. Ich teile hier meine Erfahrungen und Ideen und gebe Empfehlungen, die ich aufgrund dieser Erfahrungen für sinnvoll halte. Die Informationen können als Anregung für eigene Projekte dienen - sie sind keine 1:1-(Bau-)Anleitung und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit. Ich übernehme daher keinerlei Gewähr oder Haftung für DIY-Projekte anderer. Wenn ihr meine DIY- Projekte nachbaut, freue ich mich über eine entsprechende Nennung/Verlinkung.

VORÜBERLEGUNGEN

 

So arg viel zu überlegen gab's gar net: in meiner Werkstatt habe ich viele schöne weiße nackige Wände - genauer gesagt: vier. An dreien davon steht Zeug - die vierte drängte sich mir dann fast schon auf, um bemalt zu werden. Ich wollte sowieso einen Streifen Tafelwand haben, den ich mit Kreide beschreiben kann - warum nicht gleich magnetisch? Blechzuschnitte bzw. Holzzuschnitte oder auch Zuschnitte von magnetischer Tafelfolie in der benötigten Größe waren deutlichst über dem Budget, so dass es für mich nicht in Frage kam, das Ganze mit Metall, Klebefolie und/oder Holz zu lösen. Der Rest war recht unspektakulär und im Prinzip genauso wie beim normalen Wändestreichen: Fläche ausgemessen, Farbe gekauft, Pinsel gekauft, Terpentin-Ersatz zum Pinselreinigen besorgt, Wand abgeklebt, Löcher vorher mit Feinspachtel aufgefüllt und den ganzen Wandstreifen nochmal schön angeschliffen und abgekehrt. Dann konnte es mit der magic Magneto-Tafelfarbe losgehen.

ZWIEBELMAGNET

 

Ja. Es ging los. Und danach ging es eine ganze Weile auch noch weiter. Und weiter. Und weiter. Ich darf mit Stolz behaupten, dass ich nun Besitzerin einer Zwiebelmagnetwand bin! Es ist nämlich so: man braucht viele Schichten. Ich habe bis Schicht 6 gestrichen - und das reicht. Zum einen mir und zum anderen auch dafür, dass kleinere Magnete haften bleiben. Mehr will ich nicht. Mit Kreide drauf schreiben geht auch - wunderbar.

 

Meine magnetic experience in Zahlen:

Zeit pro Anstrich (Schicht): 1,5h

Benötigte Farbmenge: 1,875 L

Bemalte Fläche: 3,2 qm

Gemalte Schichten: 6

Kosten: 19,99€ pro 750 mL-Dose

Außentemperatur: 30 - 38℃

Gefühlter Zeitfaktor: ∞

 

Größte Erkenntnis: magnetische Tafelfarbe MUSS mit einem Rührer und der Bohrmaschine aufgerührt werden, bevor man damit arbeitet. Und zwar intensivst und gründlich. Bei meinen bisherigen Malerarbeiten reichte es bei kleineren Gebinden bis 1 L bisher immer, mit einem Holzstab gut umzurühren, um alles gut zu vermischen. Hat hier nicht funktioniert. Die Schicht mit den Metallpartikeln gammelte irgendwo am Dosenboden herum und oben drauf schwamm das Lösungsmittel. Die Farbe ist von Hand quasi nicht rührbar. Das führte dazu, dass bei der ersten Schicht hauptsächlich Lösungsmittel mit Schwarz auf der Wand landete und weiter unten dann das ganze Metall. Auch ein Herauspulen der Metall/Lack-Schicht vom Boden der Dose in eine Farbwanne und Verühren mit dem flüssigeren Anteil half nicht. Daher habe ich vor dem Auftragen der nächsten Schichten einen Rührer im Baumarkt besorgt. Es gibt speziell für kleinere Farbdosen Kunststoff-Rührquirls für ein paar Euro, die nicht so wuchtig sind wie die Metallrührer, die man von großen Farbeimern her kennt. Damit ging das Aufrühren dann prima - aber es musste schon gründlich und lange sein. Vor dem Öffnen habe ich die Dose zusätzlich ein paar Mal invertiert, wie es in Laborkreisen so schön heißt, also einfach ein paar Mal langsam auf den Kopf und wieder zurück gedreht, um den Inhalt schon mal etwas zu mischen bevor der Quirl kommt.

 

Streichen mit einen großen Malerpinsel geht gut, macht aber teilweise Streifen, vor allem in den ersten Schichten. Malern mit der Lackrolle geht auch - ist aber ziemlich nervtötend. Es mag daran liegen, dass ich mit dieser komischen Rolle nicht richtig umgehen kann, wer weiß - jedenfalls: mir fiel die Rolle ständig vom Griff und da die Lackrollen nicht so lang und dick sind wie z.B. Malerrollen beim Weißeln und sie auch nicht am Griff fixiert sind, dauert es seine Zeit, bis die Farbe aufgetragen ist. Außerdem muss man immer mehrmals drüber rollern, bis alle Farbe gut haften bleibt. Mit Rolle wird es aber schon gleichmäßiger. Ich habe immer abwechselnd eine Schicht mit Pinsel und eine mit Rolle gemalt.

 

Die Außentemperatur lag während meiner Malerei zwischen 30 und 38℃ bei gefühlten 1000% Luftfeuchtigkeit. Das ist vermutlich nicht gerade der Wohlfühlbereich für Magnetfarbe - und meiner auch nicht. Laut Farbdose ist der Lack sowieso schon schnell trocknend (jepp - bzw. bei Waschküchenwetter lässt er sich auch mal ein bisschen mehr Zeit) - aufgrund der unguten Vermischung bei der ersten Hälfte von Anstrich 1 war die zweite Hälfte nochmal extra zäh und ich musste die Farbe mit Terpentinersatz vedünnen, um sie noch gut streichen zu können. Während dieser Komplikationen mutierte die Magnetwand zeitweise zur Mag net-Wand mit hohem Nerv-Faktor.

DIE DOSE DER PANDORA

 

Die Farbdose sagt, dass 3 Schichten reichen. Mitnichten. Also, zumindest bei mir fing es nach 3 Schichten gerade so an mit dem Magnetismus. Die Dose sagt auch, dass 1L Farbe für ca. 10qm reichen. Hm. Insgesamt habe ich 2,5 Farbdosen (=1,875L) benötigt für 3,2 qm (aber eben für 6 Schichten). Das wären umgerechnet 6 L auf 10qm. Außerdem wollte die Dose den Pinsel mit Wasser ausgespült haben. Ganz klar: die Dose lügt.

Die Konsistenz der Farbe liegt irgendwo zwischen Erdöl und Acryllack. Gebrauchshinweise wie: "Pinsel sofort nach Gebrauch mit Wasser ausspülen" sind getrost zu ignorieren. Man kann natürlich versuchen, Erdöl mit Wasser abzuwaschen, aber.....Also, ganz klassisch: Terpentinersatz und danach nochmal den Pinsel mit Wasser ausspülen. Die Farbe löst sich in Schlacken ab und haftet wie blöde auf Haut, Haaren, Kleidung....allem. Und stinken tut sie auch - ziemlich. Mit magnetischer Tafelfarbe zu arbeiten ist also ein ganz schönes Gesuppe. Deshalb: immer Handschuhe tragen beim Streichen, Pinselreinigen, einfach IMMER. Und Kleidung tragen, die wirklich nie mehr zu etwas anderem als zum Werkeln dienen soll. Farbkleckse auf der Haut bekommt man mit ziemlichem Rubbeln mit Reinigungspaste oder Scheuermilch ab, letzte Reste kann man noch versuchen, mit Nagellackentferner zum Verschwinden zu bringen. Aber bis alles ab ist, dauert es mehrere Tage. Also, am besten nichts mit dieser Farbe anstellen, wenn man in den nächsten Tagen wichtige berufliche Termine, Vorstellungsgespräche oder sonstige Veranstaltungen hat, bei denen es auf gepflegte Hände ankommt.

MAGNET-MYTHEN

 

Abgesehen von der Entlarvung der Unehrlichkeit der Dose möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Magnet-Mythos zu lüften, denn die Bezeichnung "Magnetfarbe" ist etwas irreführend. Die Farbe an sich ist nicht magnetisch. Die magnetischen Eigenschaften entstehen dadurch, dass die Farbe mit Metallpartikeln versetzt ist und dementsprechend Magnete darauf haften können. Man kann das an einem metallischen Schillern in der Farbe erkennen. Im Prinzip streicht man sich also dünne Schichten Eisen auf die Wand, vermischt mit Tafelfarbe.

ERGEBNIS

 

In den Fotos seht ihr das Endergebnis: die tolle Wandelkarte für Darmstadt hält zum Beispiel prima, auch leichte Motivmagnete gehen gut, schwerere Magnete halten nicht so dolle. Manche mögen sich jetzt fragen: "Was, bitteschön, ist denn eine Wandelkarte???" Jahaa: dieses tolle Tool ist mal wieder ein typisch Darmstädter Geniestreich, entwickelt und herausgegeben von verschiedenen lokalen und überregionalen Nachhaltigkeitsinitiativen: es handelt sich um einen "gedruckten Stadtplan, der nachhaltig arbeitende Initiativen, Projekte und Einkaufsmöglichkeiten darstellt. Die Karte wird an alle Neubürger*innen und Erstsemester-Student*innen ausgegeben" bzw. kann man sie sich kostenlos in verschiedenen Ausgabestellen holen (z.B. im Weltladen Darmstadt, in der Darmstadt Info bzw. in der Bürger-Info am Luisenplatz und an allen Orten, die auf der Karte eingezeichnet sind) oder auf der Website von Transition Town Darmstadt als PDF herunterladen. Oder ihr besucht mich einfach in meiner Werkstatt und werft dort einen Blick darauf.

FAZIT

 

Magnetwand streichen kann man machen - wenn man viel Zeit und wenig Budget hat und es mal ausprobieren möchte. Wenn es das Budget hergibt, glaube ich, dass ein großer Magnetfolienzuschnitt + Holzzuschnitt bzw. Tafelfolie + Blechzuschnitt sinnvoller sind (hängt natürlich auch immer von der Größe der Fläche ab: für kleinere Flächen ist es vielleicht weniger mühsam mit dem Streichen bzw. machen auch die Wetterbedingungen was aus - bei mir war leider grad Hitzewelle mit Regen=Waschküche).  Mit der Farbe hat man zwangsläufig irgendwann das Problem, wie man sie wieder überstrichen bekommt (z.B. beim Renovieren vor einem Auszug). Vermutlich nur mit vorigem gründlichen Abschleifen und dann 1000 Schichten weißer Farbe. Von daher eignet sich das Ganze eher weniger für einen direkten Wandanstrich (eher z.B. für eine Holzplatte, die man dann an der Wand anbringt), zumindest nicht in Mietswohnungen.

 

Insgesamt ist es ein recht zeitintensives Unterfangen, da man mehrere Schichten benötigt, damit's auch magnetisch wird. Von den Kosten her ist es nicht soo günstig und macht einfach viel Gekleckse. Für Räume, in denen sich Kinder aufhalten, würde ich persönlich keine solche Farbe verwenden - der Lösungsmittelgestank ist schon heftig und es dauert eine ganze Weile bis man nichts mehr riecht. Das kann nicht so gesund sein. In Wohnräumen ist das meiner Meinung nach also mit Vorsicht zu genießen. In einer Werkstatt geht das schon eher. Hier ist auch keine Tapete an der Wand - ich habe einfach direkt auf die Wandverkleidung gemalert. Inzwischen ist meine Magnetwand auch gut durchgelüftet und getrocknet und riecht nicht mehr.

 

Trotz der Mühe und der lügenden Dose: ich finde, die Wand ist echt schön geworden und genauso wollte ich sie haben! Zum Ideen-Draufschreiben, für Magnetchen, für Grüße und Kommentare von Gästen oder einfach zum Malen.  :) *freu*

 

 

Was haltet ihr von meinem Magnetwand-Experiment? Habt ihr Lust, euch auch so eine Wand zu malern oder habt ihr es vielleicht schon selbst ausprobiert? Schreibt mir gerne eine Nachricht in den Kommentaren - ich freu' mich!


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